Operative Andrologie

Genitalchirurgie - Induratio penis plastica = M. Peyronie - Penisdeviation - Mikrochirurgie

Andrologie
Andrologie ist die Lehre von den spezifischen Erkrankungen des Mannes, vor allem die Fruchtbarkeit des Mannes betreffend. Der Androloge behandelt Störungen der Zeugungsfähigkeit (Fertilitätsstörungen), Störungen der Potenz (Impotenz, erektile Dysfunktion), Sexualstörungen jeglicher Art sowie Hormonstörungen des alternden Mannes. Der partielle Testosteronmangel des alternden Mannes heißt wissenschaftlich ausgedrückt "late onset Hypogonadismus" oder Altershypogonadismus. Andere Bezeichnungen sind PADAM (= partielles Androgendefizit des alternden Mannes), "ageing male" oder laienhaft ausgedrückt "Wechseljahre des Mannes".

Operative Andrologie - Genitalchirurgie
Alle Spezialoperationen zur Therapie andrologischer Probleme werden durchgeführt, z. B. bei einer angeborenen oder aufgrund einer Induratio penis plastica (IPP = M. Peyronie) erworbenen Penisverkrümmung, bei einer Krampfader am Hoden (= Varikozele) oder bei chronischen Schmerzen am Hoden (= Genitalneuralgie).
Diese Operationen werden mit mikrochirurgischer Operationstechnik durchgeführt, das heißt, mit dem Operationsmikroskop oder mit der Lupenbrille.
Bei schwerwiegender, organisch bedingter Erektionsstörung, wenn andere Maßnahmen keinen Effekt zeigen, kann ein Schwellkörperimplantat erforderlich sein. Auch dieser Eingriff wird bei Bedarf durchgeführt.



 

Video: Penile Corporoplastik in Tunica-albuginea-patch-Technik


 

Bei welchen Erkrankungen kommt eine Penisbegradigungsoperation (penile Corporoplastik) in Frage ?


1.) Angeborene (=kongenitale) Penisverkrümmung

Hierbei handelt es sich um eine zumeist nach unten oder nach der Seite hin ausgeprägte Verkümmung des Penis, die den betroffenen Patienten meist in der Pubertät auffällt. Die Gliedsteife (Erektion) ist dabei völlig normal, auch bestehen keine anderen Symptome. Die angeborene Penisverkrümmung betrifft überwiegend Männer mit einem relativ langen Penis. Die operative Korrektur ist mit einer sehr hohen Erfolgsrate möglich, wobei sich die sog. Nesbit-Technik am besten bewährt hat.


2.) Erworbene Penisverkrümmung bei Induratio penis plastica (=IPP = M. Peyronie)

Was ist eine IPP oder Peyronie`sche Erkrankung ?

Die Induratio penis plastica (IPP) wird auch Morbus Peyronie genannt, weil Doktor Peyronie sie vor über 250 Jahren als erster beschrieben hat. Bei der IPP handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, die typischerweise in zwei Phasen abläuft, einer entzündlichen Phase (Zeitdauer ohne Behandlung 1-1,5 Jahre) und danach einer postentzündlichen stabilen Phase. Während der entzündlichen Phase bildet sich ein oder mehrer Zonen einer knorpelartigen Verhärtung (Plaques) in der Schwellkörperhaut (Tunica albuginea), die dadurch an diesen Stellen komplett die Elastizität verliert.


Ursachen

Ausgelöst wird die Erkrankung vermutlich durch eine Überbelastung und kleinste Traumatisierungen der Schwellkörperhaut (Tunica albuginea), was nichts ungewöhnliches für sexuell aktive Männer ist und deshalb noch nicht zur IPP führen muß. Da bei nur ca. zwei Prozent der Männer (Dunkelziffer vermutlich höher) die Erkrankung auftritt, muß eine Veranlagung (Disposition) dafür vorliegen, daß die IPP zum Ausbruch kommt. Bekannt ist ein Zusammenhang mit einer Weichteilerkrankung an der Hand, der sog. Dupuytren`schen Kontraktur. Darüberhinaus besteht möglicherweise ein Zusammenhang mit weiteren Erkrankungen des rheumatoiden Formenkreises sowie mit Autoimmunerkrankungen.


Symptome

Die IPP bietet typischerweise drei Symptome, nämlich eine knorpelartige Verhärtung (Plaque) in der Schwellkörperhaut (meist auf der Oberseite), eine Deformierung (Verkrümmung und Verkürzung, ggf. auch Einschnürung und Verdrehung) des Penis und einen in der entzündlichen Phase oft vorhandenen Spannungsschmerz bei der Erektion; dieser Erektionsschmerz kann jedoch auch gänzlich fehlen.


Therapie der entzündlichen Krankheitsphase

Es gibt eine Vielzahl von Therapieverfahren zur Behandlung der entzündlichen Phase der IPP, die alle darauf abzielen, den Entzündungsprozeß und damit das weitere Fortschreiten der Erkrankung (vor allem der Penisverkrümmung) zu stoppen.

Als konservative Therapie werden orale applizierte Medikamente wie Potaba (das einzige für diese Indikation  in Deutschland zugelassene Medikament), Tamoxifen, Cortison, Diclophenac und viele andere eingesetzt.

Außerdem wird versucht, entzündungshemmende Medikamente wie Cortison mit Hilfe eines elektrischen Spannungsfeldes (Jontophorese) durch die Penishaut in den Schwellkörper zu bringen.

An semikonservativen Therapieansätzen werden die lokale Strahlentherapie auf die Plaques mittels der sog. Röntgenweichstrahltherapie, die Einspritzung diverser Medikamente (Collagenase, Cortison, Orgotein, Verapamil, Interferon etc.) in die Plaques sowie eine lokale Stoßwellentherapie (ESWT) angewandt. Letztere ist wegen der möglicherweise verschlechternden Auswirkungen äußerst umstritten.

All diesen Verfahren ist gemeinsam, daß es kaum wissenschaftlich korrekt durchgeführte Studien zur Wirksamkeit gibt. Die Polypragmasie der angebotenen Therapieverfahren zeigt, daß es keine in jedem Fall eindeutig zu empfehlende konservative Behandlung für die IPP gibt.

Allen antientzündlichen Therapieverfahren ist gemeinsam, daß sie am ehesten wirken, wenn sie möglichst früh im Verlauf der Erkrankung eingesetzt werden.


Therapie der postentzündlichen stabilen Phase

Wenn die Entzündung abgeschlossen ist und ein stabiler Zustand vorliegt, kann eine Therapie der Penisdeformierung ggf. durch Einspritzen von Kollagenase in den Plaque versucht werden, ansonsten aber nur mittels einer Operation erfolgen. Es gibt viele verschiedene Operationstechniken der sog. penilen Corporoplastik. Jedoch ist nicht jede OP-Technik für jeden Patienten die richtige Wahl.

Bei der Wahl des Operationsverfahrens muß berücksichtigt werden, daß nicht jede Operationstechnik für jeden Patienten die beste Therapie darstellt. Vielmehr muß der Operateur mehrere Techniken beherrschen und dann - je nach individuellen Gegebenheiten - die für seinen Patienten beste Technik anwenden.

Die uns relevant erscheinenden Operationsverfahren werden auf den folgenden Seiten erklärt, außerdem können Sie Datein (als PDF) mit Informationsartikeln und Fotos herunterladen. Daneben gibt es noch weitere Operationstechniken, die hier nicht beschrieben werden, weil wir sie für nicht sinnvoll erachten.


Penile Corporoplastik
Zur Beseitigung einer angeborenen oder erworbenen Penisdeformierung (Penisverkrümmung, -verkürzung, - einschnürung und -torsion) kommen grundsätzlich zwei operative Prinzipien in Frage.


1. Rafftechniken: Tunica-albuginea-underlap (TAU) - Technik
Bei der Originaltechnik nach Nesbit werden auf der Konvexseite der Krümmung kleine ovaläre Stücke der Schwellkörperhaut (Tunica albuginea) herausgeschnitten und die Schnittränder anschließend zusammengeführt (Raffnaht). Damit wird die Konvexseite an die Konkavseite der Krümmung angeglichen, wodurch es es zur Begradigung der Schwellkörper unter Verkürzung dieser auf der Konvexseite kommt. Diese Technik kann bei angeborener und bei erworbener Pensiverkrümmung angewandt werden.

Wir haben diese Technik weiterentwickelt zur sogenannten Tunica-albuginea-underlap-Technik, wo unter demselben Prinzip konvexseitig die Schwellkörperhaut (Tunica albuginea) gerafft wird, dabei aber keine Stücke der Schwellkörperhaut entfernt, sondern diese gedoppelt wird. Diese Technik weist einige bedeutende Vorteile gegenüber der Originaltechnik nach Nesbit auf und wird von uns seit mehreren Jahren erfolgreich angewandt (underlap-Technik.pdf).


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2. Incisions-Patch-Technik (= small-incision-Technik)

Hier wird auf der Konkavseite der Krümmung operiert, indem der Plaque (= Verhärtung in der Schwellkörperhaut) abgeschliffen und in spezieller Technik quer eingeschnitten wird, so daß ein Spalt entsteht, um dessen Breite die Konkavseite des Penis länger wird. Dieser Spalt in der Schwellkörperhaut wird nun mit körpereigenem Gewebe (Haut, Muskelfaszie, Vene oder Schwellkörperhaut von anderer Stelle des Schwellkörpers), manchmal auch mit kommerziell erhältlichem Collagenflies, gedeckt. Diese Technik wird nur bei erworbener Penisverkrümmung angewandt. Die Entscheidung darüber, welche Operationstechnik im Einzelfall angewandt wird, ist eine individuelle Entscheidung, bei der u. a. die Begleiterkrankungen sowie die übrige individuelle Situation des Patienten berücksichtigt werden müssen.
Beide Operationstechniken erfordern einen stationären Aufenthalt von 3-4 Tagen. Die Komplikationrate ist bei beiden Techniken gering. Weitere Einzelheiten zu den Techniken und Ergebnissen: siehe u. g. Literatur.


Literatur zur operativen Andrologie

Tunica-albuginea-underlap-Technik

J Sex Med 2012.pdf

Penile Corporoplastik bei IPP
Uro-news 1/2007
penilecorporoplastik.pdf

Penile corporoplasty using tunica albuginea free graft from proximal corpus cavernosum - a new technique for treatment of penile curvature in Peyrone`s disease
European Urology 2003
tap.pdf

Ultima Ratio bei Erektionsstörungen
UroNews 1/2004
skimplantat.pdf

   




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