Refertilisierung möglich/sinnvoll?
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Verfasser:
Axel | E-Mail-Adresse nicht freigegeben
05.01.2020 19:34:36
Guten Tag liebes Expertenteam,
ich hätte eine Frage, bzw. eine Bitte um eine erste Vorab-Einschätzung.
Meine Frau und ich hatten seit 2016 einen expliziten Kinderwunsch, allerdings hat es ca. 2 Jahre lang nicht geklappt mit einer natürlichen Schwangerschaft. Daraufhin habe ich beim lokalen Urologen im Abstand von ca. 2 Monaten 2 Proben abgegeben, das Ergebnis lautete jeweils Azoospermie. Nach einer weiteren Untersuchung in einer Uniklinik, bei der eine erneute Probe genauer untersucht wurde, lautete das Ergebnis allerdings nicht Azoospermie, sondern eine schwere Kryptozoospermie (es wurden lediglich 4 (!) Spermien in der Probe gefunden).
Daraufhin wurde bei mir 2018 eine TESE durchgeführt. Die TESE war erfolgreich, es konnten Spermien in dem entnommenen Gewebe gefunden werden (ich weiß allerdings leider nicht, ob "viele" oder "wenige" gefunden wurden - kann man das überhaupt sagen aufgrund der Laborergebnisse?) Inzwischen haben wir auch schon 2 ICSIs durchgeführt, leider nicht mit Erfolg (1x keine Einnistung, 1x Abgang nach 10 Wochen).
Wir denken natürlich ständig darüber nach, was wir noch machen könnten, damit sich unser Kinderwunsch ggf. doch noch erfüllen lässt (und die Zeit spielt gegen uns, meine Frau ist 37, ich 34). Die Ursache meiner schweren Kryptozoospermie ist meines Wissens nicht geklärt - sie könnte obstruktiv oder nicht-obstruktiv sein. Meine (Hormon-)Werte waren laut ärztlicher Aussage alle normal und es gab auch sonst keine Auffälligkeiten wie eine Varikozele o.Ä. Ich bin Nichtraucher, sportlich sehr aktiv und habe auch sonst keine Krankheiten etc… Mein Arzt hatte nur mal erwähnt, dass es sein könnte, dass ich genetisch bedingt fast nur solches Hodengewebe habe, welches keine Spermien produziert - das war allerdings nur eine Vermutung.
Meine Bitte ist nun: Könnten Sie auf Basis ihrer Erfahrungen sowie des o.g. Befundes/Krankenhistorie eine Einschätzung abgeben, inwieweit Sie eine Refertilisierungsoperation für sinnvoll/zielführend erachten würden? (und ob man aus dem entnommen Gewebe ggf. auch ableiten kann, ob die Kryptozoospermie obstruktive oder nicht-obstruktive Gründe hat?).
Oder wäre hierzu eine Untersuchung/OP vor Ort in München nötig? Ich bitte einfach um eine erste Einschätzung ihrerseits, ob die Weiterverfolgung der Option „Mikrochirurgische Refertilisierungsoperation“ für unseren Kinderwunsch überhaupt zur Debatte stehen oder direkt ausgeschlossen werden kann.
Hinweis: Mein Arzt, der die TESE durchgeführt hat, hat in den Gesprächen immer wieder mehr oder weniger deutlich durchklingen lassen, dass die mikrochirurgische Variante eigentlich nicht in Frage kommt, weil zu kompliziert. Auf ihrer und einigen anderen Websites werden die Chancen jedoch als sehr positiv angegeben, weshalb wir hier noch eine andere Meinung schätzen würden.
Wenn Sie weitere Informationen benötigen, geben sie mir bitte Bescheid.
Vielen Dank vorab!
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Verfasser:
Prof. Schwarzer | E-Mail-Adresse nicht freigegeben
23.01.2020 18:11:24
Normalerweise müßte bei der TESE eine histologische Untersuchung des Hodengewebes erfolgt sein. Dieser Befund kann eine sichere Aussage treffen, ob es sich um eine obstruktive oder nicht-obstruktive Azoospermie bzw. Kryptozoospermie handelt. Wenn die Histologie eine normale Spermatogenese zeigt, der FSH-Wert normal und Ihre Vorgeschichte sowie die übrigen Befunde zu einer Samenwegsobstruktion passen, käme grundsätzlich ein Refertilisierungsversuch in Frage. Sollte die Histologie also normal sein, wäre eine Konsultation in unserer Sprechstunde sinnvoll. Bei eingeschränkter Spermatogenese bestehen Fertilitätschancen nur mit ICSI.
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Verfasser:
Axel | E-Mail-Adresse nicht freigegeben
23.01.2020 20:12:12
Guten Tag Prof. Schwarzer,
danke für Ihre Rückmeldung. Die histologische Untersuchung lautet wie folgt:
Biopsie rechts: Untersucht wurden insgesamt 62 Tubulusanschnitte. Davon enthielten 10 Tubuli Stadien der Spermatogenese bis zu wenigen oder einzelnen elongierten Spermatiden und 1 Tubulus bis zu primären Spermatozyten. 39 Tubuli enthielten ausschließlich Sertoli Zellen. Darüber hinaus fanden sich 12 Tubulusschatten. Die Morphologie der somatischen Sertoli Zellen und Leydigzellen war unauffällig. Score: 1,6
Beurteilung: Es handelt sich überwiegend um ein SCO mit fokaler totaler Atrophie und fokal erhaltener Spermatogenese. Im vorliegenden Präparat fand sich kein Anhalt für Tumor oder Malignität, keine TIN nachweisbar
Biopsie links: Das vorliegende Präparat zeigte 3 Tubuli mit einem SCO, sowie ein Areal bestehend aus kollagenen Bindegewebe, Gefäße und Nerven sowie glatter Muskulatur (Tunica albugina). Eine gesicherte Beurteilung des Spermatogenese ist nicht möglich.
Bedeutet das ihrer Einschätzung nach, wir sollten das Thema "Mikrochirurgische Refertilisierungsoperation" somit vergessen?
Danke & Grüße
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Verfasser:
Prof. Schwarzer | E-Mail-Adresse nicht freigegeben
02.02.2020 23:07:21
Leider handelt es sich um eine Spermatogenesestörung und ein Refertilisierungsversuch kommt nicht in Frage. Aber nachdem sowohl im Ejakulat als auch in der TESE Spermatozoen gefunden wurden, erscheinen die ICSI-Chancen nicht schlecht zu sein. Wichtig ist, daß Sie die nächsten ICSI-Versuche an einem Zentrum mit sehr viel Erfahrung mit testikulären Spermatozoen durchführen lassen. Hinterfragen Sie die Erfahrung des IVF-Labors !
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